1870/71 ist Paris im Aufruhr. Während auf den Straßen der Hauptstadt die Monarchie ihren Geist aushaucht, die Kommune blutig niedergeschlagen wird und sich eine bürgerliche Regierung etabliert, sitzt die junge Berthe Morisot dem Maler Édouard Manet Modell und findet nach und nach zu ihrem eigenen, unverwechselbaren Malstil. Zusammen mit ihren Familien sind die beiden einige der wenigen impressionistischen Künstler, die während des Schreckensjahres in Paris bleiben. Inmitten von Chaos und Ruin suchen sie nach einer neuen Art der malerischen Wahrnehmung in Opposition zu traditionellen Techniken und Themen. Verband beide eine Liebesbeziehung? Immerhin war Manet verheiratet. Hat Morisot versucht, die unkonventionelle Freundschaft zu retten, indem sie (später) Manets Bruder Eugène heiratete?
Brillant recherchiert, mit scharfem Blick fürs Detail und literarischem Gefühl für Charaktere und Situationen schreibt Sebastian Smee über Künstler, die sich dem Neuen verpflichtet hatten: neuen politischen Kräfteverhältnissen; einer neuen Art zu leben und zu fühlen; und einer neuen Art zu sehen – und zu malen.
Als Sehnsuchtstier durchzieht die Wildgans die jüngere Geschichte. Als das Leben in den Städten des
19. Jahrhunderts schwer erträglich wird, weist sie den Weg in die Natur. In Selma Lagerlöfs Roman «Nils Holgerssons wunderbare Reise» eint sie die schwedische Nation, indem sie einem missratenen Knaben den Sinn von Gemeinschaft offenbart, was auch den deutschen Lesern zum Vorbild wird. Im Ersten Weltkrieg wird sie von den Soldaten in den Schützengräben besungen und ist wenig später in der europäischen Kultur allgegenwärtig: als Wappentier des Naturschutzes, als Heldin der Revolution bei Bertolt Brecht ebenso wie als «Charaktertier des Nordens» bei Bengt Berg, Tierfotograf und Schriftsteller, dessen Träume von germanischen Urlandschaften in die Ideologie des Nationalsozialismus eingehen, im Film, in der Kunst, nicht zuletzt in der Wissenschaft, wo der Zoologe Konrad Lorenz gl
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